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Was ich an Silvester gelernt habe

Ich bin mir heute sicher, dass ich mich noch nie so einsam gefühlt habe wie in der vergangenen Nacht. Ich war arbeiten. Das ist in letzter Zeit immer wieder meine Ausflucht. Wenn ich nichts besseres zu tun habe, dann geh ich eben arbeiten, es findet sich immer etwas. Das kann ich grad einfach besser gebrauchen als Geld auszugeben.
Dennoch ist es nun 2015 und mein Urlaub ist fast vorbei. Ich habe tolle Dinge unternommen, war immerhin ein Mal feiern. Was übrigens an Heiligabend war und meine Einsamkeit gut überspielte.

Heute Nacht als ich an der Gaderobe der Fischauktionshalle den Pärchen ihre Jacken abnahm und die Männer-Gruppen mir zuzwinkerten, wurde mir eine Menge bewusst.
Zuerst muss ich mein Gewissen erleichtern. Ich entschuldige mich bei sämtlichen Fremden für die Momente in denen ich zu betrunken war um meine Jacke abzuholen. Es dann trotzdem versucht habe oder andere Leute es für mich taten. Es gibt kein dämlicheres Gefühl als am Neujahrsmorgen um 4 Uhr, blind von all den Zahlen, einem alkoholisierten Menschen, der kaum noch stehen kann, seine Jacke holen zu müssen.
Dazu muss man sagen, dass die Organisation der letzte Müll war, tut mir leid. Es war ein Gerenne und Gesuche. Verwechslungen und und und..
Im Endeffekt bekam jeder Mensch seine Jacke mit allem drum und dran zurück, aber es war kein Zuckerschlecken.

Ich habe gelernt, dass Silvester das Fest der einsamen Seelen ist. Wenn diese Seelen mit Ach und Krach Weihnachten überstanden haben und sich sicher fühlen, dann steht die Silvester-Party vor der Tür. Ich sah viele Dates nach dem Motto "Naja, besser als allein zu sein". Viele, die Leute auch nach diesem Motto abschleppten und Betrunkene, die dies nicht schafften und dann an der Gaderobe den letzten verzweifelten Flirtversuch starteten, bevor sie dann allein ins Taxi stolperten.

Diese Leute taten mir wirklich leid. Bis ich ins Auto stieg und sentimental wurde. Ich hasse Silvester. Ich verbinde Erlebnisse damit, die ich lieber nicht erlebt hätte. Ich hasse dieses Geplänkel um Neujahrsvorsätze - Wenn ich etwas ändern möchte, dann tu ich das sofort!
Eine Träne fand den Weg über meine Wange und ich fühlte mich so einsam wie noch nie. Es war niemand da. Alle lagen in ihrem Neujahrs-Koma. Plötzlich fing ich an über das Jahr nachzudenken, obwohl das Heute auch nur das Morgen von Gestern ist. Es ist nur ein weiterer Tag, egal welche Zahl dort nun am Ende steht.
Ich dachte an 2014. Ich habe zu viel Zeit vergeudet. Zu viele Menschen verloren oder wurde im Stich gelassen. Ich fühle mich, als wäre ich im letzten Jahr ein Jahrzehnt gealtert. Ich erkenne mich nicht wieder. Ich bin zielstrebig, fleißig und sehr selbstständig. Ich bin die Einzelgängerin geworden. Die, die eh immer arbeiten ist und doch habe ich so viel erlebt und unternommen. Die Leute, die mir geblieben sind, die sind mir wichtiger als je zuvor.

Ich hab mein Leben aber auch sehr zurückgestuft. Ich habe keine Erwartungen mehr und bin leichter zufrieden zu stellen. Ich traue mich nicht mehr zu groß zu denken und gebe mich mit kleinen Dingen zufrieden. Ich bin selbstbewusster und lerne leichter Menschen kennen, durchschaue sie auch schneller. Es fällt mir meist leichter allein zu sein, auch wenn ich meinen Blog als Ventil nutze um darüber zu jammern.

In der letzten Nacht habe ich also gefühlt von jedem Gast das Parfum unter die Nase gerieben bekommen. Douglas ist ein Witz dagegen. Ich fühlte mich wie auf dem Weg nach Panem zwischen Fell, Fleece und Flanell.
Die Wahl des richtigen Outfits ist an Silvester übrigens witzig zu beobachten. Während gestern Leute von 20 bis 70 Jahren zusammen feierten sag ich von Abendkleidern bis hin zu Jeans und T-Shirt alles. Ich werde mir wohl nie wieder Sorgen machen müssen over- oder underdresst zu sein!

Arbeiten an der Gaderobe wird definitiv unterschätzt. Ich wusste worauf ich mich einlasse, aber meine Freunde lachten über den Stundenlohn für so wenig Arbeit. Haha.
Die wichtigste Sache: Gehe nicht einen Tag vorher snowboarden und demoliere dir dabei die Kniescheiben bis zu nicht mehr laufen kannst.

Ich lege mich nun wieder ins Bett. Ein weiterer Nachteil: Ich bin nun heute topfit während die ganze Welt auskatert. Also leg ich mich nun auch hin, kann ja nicht schaden.

Was sagt ihr so zu Silvester, was habt ihr spannendes gelernt oder eben nicht?

PS: Jippieh, die Zeit der Pärchen ist überstanden. Nun haben wir Ruhe bis zum Valentinstag!

3 Kommentare:

  1. Hallo,
    ein sehr schöner Text den du verfasst hast und ich weiß genau wie du dich fühlst. Für mich war die letzte Nacht, einfach nur eine von vielen Partynächsten, irgendwie doch immer wieder dasselbe, nur mit ein paar Alkoholleichen und aufdränglichen Anmachversuchen mehr. Ich habe es dieses Jahr als weniger bedeutsam empfunden, wie die letzten Jahre. Ich hatte bisher jedes Jahr meine einsamen Momente, sogar dann wenn ich mit Leuten zusammen war die ich gerne um mich hatte, als wäre das ein Teil von Silvester. Dieses Jahr war irgendwie alles anders, ich hatte nicht dieses wehmütige Gefühl, dass wieder ein Jahr vorbei ist und die Zeit rennt. Ich weiß nicht einmal wrum es so wahr.
    Und das mit den Partyoutfits ist mir gestern auch aufgefallen :)

    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute für das neue Jahr
    Julie

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  2. Schöner, aber trauriger Text!
    Ich habe zwar nicht gearbeitet, aber wohl nach dem schlimmsten Weihnachten auch noch das schlimmste Silvester erlebt. Ich fühlte mich so einsam, als ich alleine um 4 Uhr nach Hause ging. Betrunken. Und irgendwie auf mehr hoffend.

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  3. hallo ihr in diesem Blog! willkommen im wirklichen leben, meine Partys habe ich selbst gegeben und meine Gäste haben es sich gut gehen lassen so wie bei all meinen feiern. eine Party wird nur so gut wie man es selbst zulässt.ihr wolltet nicht feiern alles andere.....! ein gutes neues Jahr Wünsche ich euch.

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